4/21/2023
Heute nehmen wir dich mit zum Schaf- und Ziegen-Bergbauernhof Niel in Schwarzau im Gebirge. Schon die Adresse, die wir ins Navi eingeben, verheißt vieles: Gegend 15. Wir biegen von der Bundesstrasse auf eine Schotterstrasse ab, die uns zu dem malerischen, abgeschiedenen Biohof führt. Am Hof erwartet uns Judith Niel und ihr Wwoofer* Cornelius. Wenn die Melksaison anfängt, mieten sich meistens junge Leute bei Judith ein, die für Kost und Logis mitarbeiten.
Die kleine Landwirtschaft im Ausläufer der Alpen wird seit 35 Jahren nach natürlicher biologischer Weise bewirtschaftet. „Meine Eltern Peter und Waltraud waren bei den BIO-Poinieren dabei, wie damals diese Leute genannt wurden“, erzählt uns Judith. Damals war der Begriff Bio genauso unbekannt wie Schaf- und Ziegenprodukte. Viele sagten „Von den paar Schafen könnt ihr niemals leben!“, doch das bewahrheitete sich Gott sei Dank nicht. So durften die vier Kinder mit ihren Eltern zu Hause in einem kleinen Paradies aufwachsen.
Seit einem halben Jahr darf nun Judith, wie sie selber sagt: „in die großen Fußstapfen ihrer Eltern treten“ und hat im Oktober 2022 als Jungbäuerin die Landwirtschaft übernommen. „Die Art und Weise, wie meine Eltern den Hof bewirtschafteten,“ erzählt uns Judith „begeistert mich und ich bewundere sie heute für ihren Mut, auf die kleine, händische Arbeit gesetzt zu haben. Trotz des allgemeinen Trends ‚Wachsen, größer werden‘ entschieden sie sich, klein und übersichtlich zu bleiben. Sie ließen alles in einem Rahmen, den wir händisch bewältigen können.“
Einzigartig ist, dass ihr Vater selbst eine eigene, für die Milchproduktion robustere, Schafrasse gezüchtet hat. Diese kreuzt Krainer Steinschafe und Ostfriesische, die wesentlich robuster für die Milchproduktion sind. Die ostfriesischen Schafe neigen nämlich öfters zu Lungenkrankheiten, was in diesem Klima natürlich nicht förderlich ist.
Nach einer äußerst herzlichen Begrüßung und diesen genauen Erzählungen aus der Vergangenheit, gehen wir sofort zur Herde auf die Weide. Die 10 ha Weideflächen befinden sich rund um den Hof. Somit gibt es 2x täglich einen kleinen Almauftrieb, denn die 50 Schafe und 20 Ziegen sind Tag und Nacht draußen und werden nur zum Melken in den Stall geholt. Die Tiere sind sehr neugierig und kommen sofort näher, um uns zu inspizieren und gleich unsere Kleidung anzuknabbern.
Um 7 Uhr Früh und um 17 Uhr am Abend wird jeden Tag gemolken. Judith führt uns über die Weide zum Melkstand, der von ihrem Vater rein aus Holz gebaut wurde und sehr praktikabel gestaltet ist. Es wird per Hand und mit einer Melkmaschine gemolken.
Nach einer kleinen Führung über die eigens angelegten Gewächshäuser mit diversen Gemüsesorten für die Selbstversorgung und einem ausgeklügelten Bewässerungssystem aus eigener Erfindung, gelangen wir zur ihrer Almkäserei im Bauernhaus. Diese ist wesentlich kleiner, als wir uns das vorgestellt haben. Die Milch kocht hier in großen Töpfen und wird zu verschiedenen Käsesorten verarbeitet. Es gibt einen genauen Rhythmus, wann welcher Käse produziert wird.
In der Küche werden normale Küchenutensilien verwenden, mit denen 2x täglich sofort die frisch gemolkene Milch verarbeitet wird. Da die Familie Niel Rohmilch-Produkte produziert und die Milch gleich euterwarm verkäst wird, erspart sie sich große Kühlgeräte und Heizkosten.
Die Milch wird kurz auf 33 Grad erhitzt und Lab dazugegeben, damit die Milch sich erhärtet.
Judith erklärt uns, dass die Beschaffenheit von Ziegenmilch und Schafmilch sehr verschieden ist, denn: “Die Ziegenmilch ist viel wässriger als Schafmilch. So entstehen aus 10l Schafmilch ca. 3 kg Käse und aus 10l Ziegenmilch nur ca. 1,5kg Käse.“
Judith erzählt uns, dass sie von Mai bis September ihre Landwirtschaft großteils mit eigenem Sonnenstrom versorgen, da sie seit vier Jahren eine eigene Photovoltaik-Anlage haben. Die Käse-Reiferäume, die Melkmaschine und sonstige Kühlungen werden also Stromnetz-unabhängig betrieben.
Wir fragen Judith, was es immer auf sich hat, wenn sie uns sagt, dass es keine frische Milch gibt, da die Tiere trocken gelegt sind. Da die Tiere meist im August gedeckt werden, können sie über den Herbst nicht gemolken werden. Im Jänner/Februar kommen dann die Lämmer und Zicklein, die immer bei der Herde mit dabei sind. Zuerst gehört die Milch natürlich den Kleinen. Aber sobald sie alt genug sind um feste Nahrung zu fressen, kann die Milch, welche die Lämmer und Zicklein überlassen, gemolken werden. Somit werden die frischen Produkte, wie Schafmilchjoghurt, Schafskäse in Molke, Ziegenfrischkäse und auch Ziegen Rohmilch nur in der Zeit zwischen März und Oktober angeboten.
Gefüttert werden die Tiere bei Judith nur mit dem Gras der Weide, im Winter natürlich mit Heu und Silage und zusätzlich Hafer und Weizen als Kraftfutter. Durch den Kräuterreichtum der Wiesen enthält die Milch besonders viele Mineralien, Vitamine und Spurenelemente.
Etwas ganz Besonderes hat sich Judith für den Schluss unserer Führung aufgehoben. Das kleine Räucherhaus, direkt hinter dem Hof am Abhang auf der Wiese. Es ist etwas weiter weg, damit nicht der ganze Hof nach Geräuchertem riecht. Die Räucherzeit liegt zwischen 10 und 24 Stunden, das hängt vom Wetter und der Feuchtigkeit ab.
Zum krönenden Abschluss werden wir noch zu einem Mittagessen mit eigenen Produkten eingeladen. So direkt am Hof in der Sonne schmeckt alles natürlich besonders gut. Wir danken Judith für diesen tollen Einblick in ihre tägliche Arbeit, die sie mit so viel Freude und Energie macht. Wir haben wieder so viel Neues gelernt und fahren ganz begeistert nach Wien zurück.
Probiere dich durch das reichhaltige Produktangebot der Familie Niel, einfach bei der Produzentenseite hinunter zu den Produkten scrollen und schon kannst du die reinen Naturprodukte bestellen.
*WWOOF ist eine weltweite Bewegung von Freiwilligen, die auf biologischen Höfen mithelfen und als Gastfreundschaft Kost und Logis bekommen. Mittlerweile gibt es rund 300 biologische Höfe in ganz Österreich im Netzwerk.